15.11.2007

Blutarm im HAU

Die Vorlage des Stückes "Captain Berlin vs. Hitler", das ich am 13.11. im HAU in Berlin gesehen haben, ist Frank Buttgereits Hörspielproduktion "Captain Berlin vs. Dracula". Der vom Horrorfilm begeisterte und stark inspirierte Buttgereit inzenierte das Stück selbst und spielte die Rolle des Germanikus - einen schwachsinnigen, von Hitlers Leibärztin Ilse von Blitzen (Claudia Steiger) aus deutschem Erbgut (zusammengesuchte Leichenteile von gefallenen SS-, SA- und Wehrmachts-Männern) zusammengeflickten Superkrieger. Hitlers Erzrivale Captain Berlin (Jürg Plüss) versucht nun den Erzschurken Herr Hitler beizukommen, dessen Gehirn überlebte, und nebenbei noch seine Tochter Maria aus den Händen des senilen Lustmolch Graf Dracula zu befreien. Hört sich trashig an - und ja, war es auch.
Aalles in allem ist das Stück etwas blutarm und brav insziniert und die Gags waren eher mässig. Ich hatte mir grösseres Vergnügen versprochen und auch ein bisschen mehr Originalität. Ein Theaterstück sollte doch über das blosse zitieren von Trash-Horrorfilmen hinausgehen, vielleicht auch mehr schocken. Etwas zu karrikieren, was selbst schon oft unfreiwillig Satire ist, ist doch schwerer als erwarten und ich habe das auch schon besser gesehen - siehe Brautprinzessin. Aber die Ausstattung und das Bühnenbild - ein Zirkuszelt über dem ein Reichskriegsadler trohnt - 1A! Ausserdem gabs einen Geräuschemacher (wie beim Film und Hörspielen), der live die Geräusche beitrug - ungewöhnlich.
Cpt. Berlin hat seine Tochter zurückbekommen, aus den Händen von Graf Dracula - dem alten Lustmolch. Aber Hitler ist dann doch wieder entkommen - der Geist des Faschismus ist eben nicht ausgerottet und da kann ein Superheld wohl auch nix gegen tun... Leider!