30.05.2011

R.I.P. Gil Scott-Heron

Das schwarze Gewissen Amerikas ist tot! Der amerikanische Musiker und Beat-Poet Gil Scott-Heron starb am vergangenen Freitag im Alter von 62 Jahren in New York. Gerade vor einem Jahr meldete er sich mit dem Album "I'm new here" nach 16-jähriger Studiopause unter grossem Kritikerbeifall zurück. Ein paar Wochen später gab sich dann Jamie XX die Ehre und remixte Scott-Herons Songs für ein electrobegeistertes jüngeres Publikum. Zu Scott-Herons bekanntesten Gedichten zählt sein wahrhaft grossartiges "The Revolution will not be televised" [Video / Text]. Die afroamerikanischen Community in den USA verliert durch seinen Tod einen ihrer einflussreichsten Vordenker und Sprachführer. RESPECT & PEACE!
Nachruf@FR
Gil Scott-Heron - "Me And The Devil" from Adam F. on Vimeo.

29.05.2011

Music on Sunday: "Belongings"

Umwerfender Song und sehr schönes Video zur neuen Single "Habseligkeiten" von Clock Opera aus London, deren Mastermind Guy Connelly mit atmosphärischem Synthiepop begeistert. Listen with your curious ears: 
 

Ein weiterer CO-Song zum Abheben hier.

27.05.2011

Guten Morgen! Kaffee mit Schuss gefällig?

"Der Gesundheitsminister warnt: Geniessen Sie Ihren Kaffee nur beim Barista ihres Vertrauens!" 
Ähnlich der Artjammer-Bewegung Anfang der 90er Jahre, hat ein mir leider immer noch unbekannter Streetart-Aktivist ein weiteres Mal die Plakatwerbung in der Bernauer Strasse satirisch bearbeitet. Fortsetzung folgt ... !

25.05.2011

Hörfutter: Damien Rice

Nach dem letzten Album "9" von 2006 und anschliessender Tour hatten sich Musiker Damien Rice und Muse/Sängerin Lisa Hannigan 2007 sowohl privat, als auch beruflich voneinander getrennt. Wer nun hoffte, Mr. Rice wird diese Trennung musikalisch in Form eines neuen Albums verarbeiten, ist bislang enttäuscht worden. Nur wenig neues Songmaterial kam den Fans zu Ohren. Dabei ist Damien Rice viel in Kollabarationen mit anderen Künstlern zu hören und engagiert sich für diverse Charity-Projekte. Seit ein paar Wochen gibt es auch endlich einen neuen Song von ihm:


Ebenfalls uneingeschränkt hörenswert, allerdings schon etwas älter, dieser grossartig performte Coversong "To Love Somebody" (von den Bee Gees!) mit Ray LaMontagne und Damien Rice:


Lamb haben musikalisch auch nachgelegt und nach ihrer Ende 2010 zurückgenommenen Auflösung ein weiteres und nun mehr fünftes Album namens "5" rausgebracht. Und darin enthalten ebenfalls ein Song mit Damien Rice, der "Back To Beginning" heisst: 


Auf TheLastBeat gibt es einen kleinen Artikel zur Bandgeschichte und eine Doku zur Entstehungsgeschichte des aktuellen Albums "5" zu sehen.


Wer sich nun aber an die "gute alte Zeit" mit der Lisa Hannigan zurückerinnern will, der klickt hier [*schnüff*].

14.05.2011

My Rube-Goldberg-Mindmachine

Nach der letzten, absolut verheerenden Partynacht  - es war toll! Danke an mob - das muss ich unumwunden zugeben (auch wenn die Einsicht dazu spät kam... sehr spät!), benötigen bei mir die kleinsten Handgriffen und Alltagsaufgaben (Aufstehen, Einkaufen, Zähneputzen [hab ich das heute eigentlich schon??], ans Telefon gehen und Rumwuseln in der Wohnung à la "ääh, was wollte ich eigentlich gleich nochmal aus der Küche holen?") unverhältnismässig viel Zeit bei der Umsetzung. Um dieses Phänomen zu illustrieren fiel mir wieder ein Musikvideo der Band OK Go ein - (mein Gedächtnis ist ja nicht gelöscht, aber die Zugriffszeiten unheimlich hoch). Zu sehen ist der Ablauft einer kühn konstruierten Rube-Goldberg-Maschine*, die die ungefähre Informationsweiterleitung und -verarbeitung meines Gehirns der letzten sechs Stunden darstellt.

Was sich die Kreativen um OK Go auch immer wieder so einfallen lassen... [langsames Kopfschütteln und breites Grinsen des Schreiberlings]. Die einfallsreichen Videos zu ihren Stücken sind das Markenzeichen der Band aus Chicago. Vielen dürfte noch das legendäre und trashig anmutende Musikvideo zu Here it goes again in Erinnerung geblieben sein, das einen perfekt choreografierten Tanz der vier Musiker auf mehreren Laufbändern zeigt. Damit wurde die Band 2006 auch einem breiten Internet-Publikum bekannt. Überzeugt vom Erfolg und aus Spass ihr Talent auch visuell auszuleben, blieben OK Go bei der Produktion ungewöhnlicher Videos. Ein weiteres Kleinod ist die Umsetzung zum Song White Knuckles und ich spüre einen gewissen Trainingseffekt auch für mein lahmes Brain. Bleibt munter ;-)

 
Mehr Hintergründiges zu OK Go auf Laut

Gastbeitrag: Konzertbericht The Dodos

Sarah (hier geht es auf ihren Blog) hatte sich bei meiner Verlosung die Tickets für The Dodos unter den Nagel gerissen und war am 09.05. beim Konzert in Berlin. Sie hatte Spass an diesem Abend und ich freue mich, dass sie ihre Eindrücke in einem Konzertbericht wiedergegeben hat. Danke Sarah!
>> Montagabend, The Dodos im Magnet, gesponsert vom stephox himself. Schon mal geil!
But I couldn´t help but wonder, who the fuck are ... ihr wisst schon. Interessanterweise wusste ich, dass ich irgendwo in meinem Musikarchiv genau einen Song von jenen Exvögeln hatte. Aber warum sich die Mühe machen, wenn es youtube gibt, Präfazit: der Abend könnte spannend werden. Meine Begleitung hatte den richtigen Riecher die Vorband gewissenlos links liegen zu lassen. Dies zeigte sich, als wir nach einem schnellen Cocktail zwischendurch deren Finale miterleben durften. Eine Muss-man-wollen-Mischung aus einlullender Fahrstuhlmusik, deren Existenz nachträglich wohl von disharmonischem Geschramme und Geschrei ausgemerzt werden sollte. So oder so ähnlich, obwohl man ihnen zu Gute halten muss, dass ein Xylophon dabei war!
Noch eine kurze Wartezeit und es konnte losgehen: obwohl erst mal nicht viel ging, was wohl auch dem durchzechten Vorabend geschuldet war, wie man dem Publikum bald mitteilte. Das Magnet bietet exklusives Bühnenhautnah-Feeling und man sah ziemlich kontinuierlich drei mitteljunge Männer an ihren markierten Positionen: zwei Gitarristen umrahmen den Schlagzeugspieler, wobei  einer der beiden eine gewisse Attitüde der Apathie an den Tag legte und somit vielleicht das Leben einer Statue anprangerte. Wenigstens der Sänger gab sich Mühe und wand sich pathetisch am Mikro, wenn es der Song erforderte. Auch wenn es also nicht viel zu sehen gab und die Dodos bestimmt nicht der Hit des Jahrhunderts sind, bot sich dem Konzertbesucher dennoch eine einzigartige Atmosphäre. Langsam und soft kamen die Songs anfänglich daher, warteten aber mit einnehmenden und überraschend innovativen Rhythmen auf und dann schraubten sich eben jene sanften Klänge (so sanft man mit diesen Instrumenten halt sein kann) nach oben, wurden schneller, wilder, lauter und verspielter, schwollen immer mehr an um dann harmonisch auszuklingen. Die Dodos sind gut, wenn nicht sogar herausragend, weil anders und nicht ganz ergründbar. Abschliessendes Fazit: ich bin froh dabei gewesen zu sein, es war unvergleichbar und daher äusserst lohnenswert, also -> stark empfohlen, die Dolen/ aka THE DODOS!!! <<<

04.05.2011

Konzert-Rückblick - 3 Gigs der letzten Woche

Die Überschwenglichen: Bodi Bill am 27.4. im Lido 
Ausverkauft, seit Wochen! Und ich habe keine Karte! Das heißt dann für mich kein Reinkommen mehr an diesem Abend? Denn fast alle Tickets der vier (sic!) Konzerte in Berlin, die das berliner Electroindiefolk-Trio zum Tourneeauftakt in der letzten Aprilwoche geben, sind bereits im Vorverkauf vergriffen. Für mich ein absolutes Phänomen, habe ich Bodi Bill doch vorher noch nie Live gesehen, gepaart mit einer freudigen Vorahnung, eine umwerfende Performance erleben zu werden. Denn Dank meiner Ausdauer und Hartnäckigkeit schaffe ich es doch noch ins Lido zu kommen und belohne mich gleich mit dem Kauf der aktuellen CD "What?", deren Stücke ich allerdings schon zum Teil aus dem Web kenne und die mich überwiegend etwas enttäuscht hatten, weil sie mir zu gesangslastig und unaufgeregt dahinplätscherten. Wo war der treibende Beat und dringliche Gesang von "Brand new Carpet" auf dem Rest des Albums geblieben? Aber zurück zum Konzert, denn erst Live entfallten Bodi Bill ihre ganze musikalische Kraft und abgedrehte Herrlichkeit. Sänger Fabian betritt die Bühne mit einem übergrossen Knochen in der Hand und die ersten drei Lieder werden ohne lange Pausen gespielt. Über drei Fernsehröhren und auf einer grossen Leinwand im Hintergrund flimmern Artwork-Visuals, die Lyrics und Bilder der Songs untermalen. Fabian trägt eine kurze Publikumsbegrüssung vor, die mit etwas Stolz in der Ansprache vorgetragen wird und das Publikum zum imaginären Wettkampf um die Gunst der Band aufruft, das sich mit den Gästen der anderen Abenden messen soll. Das ist völlig überflüssig, denn die Zuschauer müssen nicht zu guter Laune überredet werden, die ist längst vorhanden und auch die Lust am Tanzen und Mitsingen strömt neben der aufsteigenden Hitze durch den Saal. Die Spielfreude, musikalische Neugier und jungenhafte Aufgeregtheit, die sich an diesem Abend bis in den Technorave steigerte, und die Überschwenglichkeiten, mit denen Bodi Bill das durchweg sehr entspannte Publikum 90 Minuten erfreuen und zum Tanzen motivieren, fand ich auf diesem unvergesslichen Konzert wieder.
Mein herzlicher Dank geht an Peter vom Label und Jennifer, die mir den kurzfristigen Eintritt an diesem Abend ermöglichten. Ihr seid die Grössten! Bodi Bill touren im Mai durch deutschsprachige Lande - Hingehen, Pflicht!
In Paris standen die drei Jungs von Bodi Bill vor ein paar Tagen auf den Dächen und spielten zwei Stücke aus ihrer aktuellen CD "What?". Weil Bodi Bill aber wie der Fernsehturm nach Berlin gehören, habe ich mal ein Video eines älteren Auftritts rausgesucht, das ich sehr passend zum Livegestus der Band finde:

Der Konzentrierte: Pantha du Prince am 28.4. in der Panoramabar
Anlässlich der Veröffentlichung eines Remixalbums mit dem Titel "XI Versions of Black Noise", auf dem u.a. Moritz von Oswald. Die Vögel, Animal Collective und Efdemin Remixe beisteuerten, wurde ins Berghain geladen. Ich werde mich zu diesem Abend nur kurz äussern, sonst lasse ich mich noch zu sehr über die unangenehmen Erlebnisse an diesem Abend aus und das würde dem Gesamterlebnis nicht gerecht werden. Als Support lieferten das Duo Die Vögel ein einheizenden Auftritt mit Pauken und Trompeten (aber auch Klarinette, Flöte, Tuba, Posaune), ihr Stil ist wohl so etwas zwischen Technobrass und Balkanbeat - witzig, oder sollte ich eher schreiben: zum Piepen? Nach einer kleinen Umbaupause und Justierung von Technik und Instrumenten übernahm frischgebackener Echo-Preisträger Hendrik Weber, aka Pantha du Prince, den Abend. Und ohne jeden Zweifel liess er ein gnadenlos grossartiges Live-Set von der Stange. So unmittelbar dabei fühlte ich mich noch nie beim Entstehungsprozess elektronischer Musik. Ich war wie paralysiert, als ich sehen, und natürlich hören konnte, mit welcher Hingabe und unverkrampften Konzentration Weber Töne und Sounds den wundersamsten Apparaturen und Klangkörpern entlockte und wunderbare Versionen von Stücken aus den Alben "The Bliss" und "Black Noise" über die wummernden Lautsprecher in den Raum des Berghains entliess. Gänsehaut bei mir - ich liebe diese typischen, glockenartig-klirrenden Sounds seiner Musik. Leider erwies sich während der zweistündigen Darbietung ein kleiner, aber ungemein renitenter Teil der Gäste als nervtötend tonangebend (Laberflash nach Drogenkonsum) und furchtbar raumeinnehmend (Drängeln und Stossen auf der Tanzfläche) - anstrengend das. Als ich das Berghain verliess, war ich erschöpft vom Tanzen, halb ertaubt, immer noch etwas grantig, aber ganz fasziniert von der Erhabenheit der Klangerweckung, die ich gerade miterlebt hatte.


Der Entspannte: Jamie Woon am 3.5. im Magnet
Jamie Woon live zu sehen, war eine mehr als spontane Entscheidung von mir. Ich hatte keine grossen Erwartungen an das Konzert, welche mich bei anderen Künstlern sonst schon wochenlang vorher beschäftigen. Ich kannte eigentlich nur zwei, drei Lieder des britischen Newcomers und diese gefielen mir ausgesprochen gut, bestimmt auch weil sie sehr eingängig und smooth sind. Mr. Woon schwimmt nämlich auf der derzeitigen Dubstep-goes-Pop-Welle mit und wird vielen Kollegen bestimmt noch mit dem ein oder anderen Remix zur Seite stehen und für frische Klänge und Klimpern in den Kassen sorgen. Woons Stücke sind sehr soulig produziert und sein elegischer Gesang geht doch sehr in Richtung R&B. Einer jener Musikstile, die ich gerne mal auslasse, weil mich die Mainstreamradiostationen schon zuviel mit langweiliger Musik von der Stange beschallen. Ich hatte also wirklich keine Ahnung und auch keine grossen Erwartungen, was da auf einem Konzert von Jamie Wooon auf mich zukommen wird. An jenem Abend bin ich also schon etwas spät dran, am Eingang das Clubs weisst ein bedrucktes Blatt darauf hin, dass die Tickets ausverkauft sind, dementsprechend drängt sich das Publikum schon dicht vor der Bühne, die in angenehmes Licht getaucht ist. Ich finde noch einen bequemen Platz und habe 1A Sicht auf Woon, der kurz nach meinem Eintreffen mit drei weiteren Musikern die Bühne betritt. Alle vier Musiker bestens gelaunt und Woon sichtbar entspannt, weiss er doch, dass er mit positiven Vibes und traumtänzerischer Musik seine (auch vielen weiblichen) Fans erfreuen wird. Der Sound ist sowohl bei den basslastigen und knarzigen Stücken satt und sauber, für einige leisere Stücke begleitet sich Woon nur selbst auf der Gitarre und singt mit balladiger Soulstimme - ein abwechslungsreicher und gelungener Kontrast. Das Publikum in Jubellaune, ist das ganze 75-minütige Konzert über locker wippend mit Köpfen und Oberkörpern dabei und quittiert jede Pause mit Begeisterung. Die Freundlichkeit und Gelöstheit, die Woon bei seinem Auftritt ausstrahlt, schwappte sofort auf mich über. Ich glaube, ich war der entspannteste Mensch an diesem Abend und verliess den Magnet-Club mit einem breiten Lächeln. The Beat goes on...
   Blue Truth by woon