04.05.2011

Konzert-Rückblick - 3 Gigs der letzten Woche

Die Überschwenglichen: Bodi Bill am 27.4. im Lido 
Ausverkauft, seit Wochen! Und ich habe keine Karte! Das heißt dann für mich kein Reinkommen mehr an diesem Abend? Denn fast alle Tickets der vier (sic!) Konzerte in Berlin, die das berliner Electroindiefolk-Trio zum Tourneeauftakt in der letzten Aprilwoche geben, sind bereits im Vorverkauf vergriffen. Für mich ein absolutes Phänomen, habe ich Bodi Bill doch vorher noch nie Live gesehen, gepaart mit einer freudigen Vorahnung, eine umwerfende Performance erleben zu werden. Denn Dank meiner Ausdauer und Hartnäckigkeit schaffe ich es doch noch ins Lido zu kommen und belohne mich gleich mit dem Kauf der aktuellen CD "What?", deren Stücke ich allerdings schon zum Teil aus dem Web kenne und die mich überwiegend etwas enttäuscht hatten, weil sie mir zu gesangslastig und unaufgeregt dahinplätscherten. Wo war der treibende Beat und dringliche Gesang von "Brand new Carpet" auf dem Rest des Albums geblieben? Aber zurück zum Konzert, denn erst Live entfallten Bodi Bill ihre ganze musikalische Kraft und abgedrehte Herrlichkeit. Sänger Fabian betritt die Bühne mit einem übergrossen Knochen in der Hand und die ersten drei Lieder werden ohne lange Pausen gespielt. Über drei Fernsehröhren und auf einer grossen Leinwand im Hintergrund flimmern Artwork-Visuals, die Lyrics und Bilder der Songs untermalen. Fabian trägt eine kurze Publikumsbegrüssung vor, die mit etwas Stolz in der Ansprache vorgetragen wird und das Publikum zum imaginären Wettkampf um die Gunst der Band aufruft, das sich mit den Gästen der anderen Abenden messen soll. Das ist völlig überflüssig, denn die Zuschauer müssen nicht zu guter Laune überredet werden, die ist längst vorhanden und auch die Lust am Tanzen und Mitsingen strömt neben der aufsteigenden Hitze durch den Saal. Die Spielfreude, musikalische Neugier und jungenhafte Aufgeregtheit, die sich an diesem Abend bis in den Technorave steigerte, und die Überschwenglichkeiten, mit denen Bodi Bill das durchweg sehr entspannte Publikum 90 Minuten erfreuen und zum Tanzen motivieren, fand ich auf diesem unvergesslichen Konzert wieder.
Mein herzlicher Dank geht an Peter vom Label und Jennifer, die mir den kurzfristigen Eintritt an diesem Abend ermöglichten. Ihr seid die Grössten! Bodi Bill touren im Mai durch deutschsprachige Lande - Hingehen, Pflicht!
In Paris standen die drei Jungs von Bodi Bill vor ein paar Tagen auf den Dächen und spielten zwei Stücke aus ihrer aktuellen CD "What?". Weil Bodi Bill aber wie der Fernsehturm nach Berlin gehören, habe ich mal ein Video eines älteren Auftritts rausgesucht, das ich sehr passend zum Livegestus der Band finde:

Der Konzentrierte: Pantha du Prince am 28.4. in der Panoramabar
Anlässlich der Veröffentlichung eines Remixalbums mit dem Titel "XI Versions of Black Noise", auf dem u.a. Moritz von Oswald. Die Vögel, Animal Collective und Efdemin Remixe beisteuerten, wurde ins Berghain geladen. Ich werde mich zu diesem Abend nur kurz äussern, sonst lasse ich mich noch zu sehr über die unangenehmen Erlebnisse an diesem Abend aus und das würde dem Gesamterlebnis nicht gerecht werden. Als Support lieferten das Duo Die Vögel ein einheizenden Auftritt mit Pauken und Trompeten (aber auch Klarinette, Flöte, Tuba, Posaune), ihr Stil ist wohl so etwas zwischen Technobrass und Balkanbeat - witzig, oder sollte ich eher schreiben: zum Piepen? Nach einer kleinen Umbaupause und Justierung von Technik und Instrumenten übernahm frischgebackener Echo-Preisträger Hendrik Weber, aka Pantha du Prince, den Abend. Und ohne jeden Zweifel liess er ein gnadenlos grossartiges Live-Set von der Stange. So unmittelbar dabei fühlte ich mich noch nie beim Entstehungsprozess elektronischer Musik. Ich war wie paralysiert, als ich sehen, und natürlich hören konnte, mit welcher Hingabe und unverkrampften Konzentration Weber Töne und Sounds den wundersamsten Apparaturen und Klangkörpern entlockte und wunderbare Versionen von Stücken aus den Alben "The Bliss" und "Black Noise" über die wummernden Lautsprecher in den Raum des Berghains entliess. Gänsehaut bei mir - ich liebe diese typischen, glockenartig-klirrenden Sounds seiner Musik. Leider erwies sich während der zweistündigen Darbietung ein kleiner, aber ungemein renitenter Teil der Gäste als nervtötend tonangebend (Laberflash nach Drogenkonsum) und furchtbar raumeinnehmend (Drängeln und Stossen auf der Tanzfläche) - anstrengend das. Als ich das Berghain verliess, war ich erschöpft vom Tanzen, halb ertaubt, immer noch etwas grantig, aber ganz fasziniert von der Erhabenheit der Klangerweckung, die ich gerade miterlebt hatte.


Der Entspannte: Jamie Woon am 3.5. im Magnet
Jamie Woon live zu sehen, war eine mehr als spontane Entscheidung von mir. Ich hatte keine grossen Erwartungen an das Konzert, welche mich bei anderen Künstlern sonst schon wochenlang vorher beschäftigen. Ich kannte eigentlich nur zwei, drei Lieder des britischen Newcomers und diese gefielen mir ausgesprochen gut, bestimmt auch weil sie sehr eingängig und smooth sind. Mr. Woon schwimmt nämlich auf der derzeitigen Dubstep-goes-Pop-Welle mit und wird vielen Kollegen bestimmt noch mit dem ein oder anderen Remix zur Seite stehen und für frische Klänge und Klimpern in den Kassen sorgen. Woons Stücke sind sehr soulig produziert und sein elegischer Gesang geht doch sehr in Richtung R&B. Einer jener Musikstile, die ich gerne mal auslasse, weil mich die Mainstreamradiostationen schon zuviel mit langweiliger Musik von der Stange beschallen. Ich hatte also wirklich keine Ahnung und auch keine grossen Erwartungen, was da auf einem Konzert von Jamie Wooon auf mich zukommen wird. An jenem Abend bin ich also schon etwas spät dran, am Eingang das Clubs weisst ein bedrucktes Blatt darauf hin, dass die Tickets ausverkauft sind, dementsprechend drängt sich das Publikum schon dicht vor der Bühne, die in angenehmes Licht getaucht ist. Ich finde noch einen bequemen Platz und habe 1A Sicht auf Woon, der kurz nach meinem Eintreffen mit drei weiteren Musikern die Bühne betritt. Alle vier Musiker bestens gelaunt und Woon sichtbar entspannt, weiss er doch, dass er mit positiven Vibes und traumtänzerischer Musik seine (auch vielen weiblichen) Fans erfreuen wird. Der Sound ist sowohl bei den basslastigen und knarzigen Stücken satt und sauber, für einige leisere Stücke begleitet sich Woon nur selbst auf der Gitarre und singt mit balladiger Soulstimme - ein abwechslungsreicher und gelungener Kontrast. Das Publikum in Jubellaune, ist das ganze 75-minütige Konzert über locker wippend mit Köpfen und Oberkörpern dabei und quittiert jede Pause mit Begeisterung. Die Freundlichkeit und Gelöstheit, die Woon bei seinem Auftritt ausstrahlt, schwappte sofort auf mich über. Ich glaube, ich war der entspannteste Mensch an diesem Abend und verliess den Magnet-Club mit einem breiten Lächeln. The Beat goes on...
   Blue Truth by woon

1 Kommentar:

lexxox hat gesagt…

Schöne Musik für alle!!!!
http://www.youtube.com/watch?v=IbIq4-emmtI&feature=player_embedded
Viel Spaß,
Lexi