30.01.2008

Vespa-Gedicht

Es ist wieder soweit: der Januar in Berlin ist warm genug und so konnte ich gestern die erste Frau auf einem Vespa-Roller in diesem Jahr sehen. Sie fuhr, bekleidet mit einem wehenden schwarzen Mantel und einem schwarzen Helm auf dem hübschen Kopf, rasant an mir am Rosenthaler Platz vorbei. Dabei fiel mir ein Gedicht wieder ein, das ich Ulrike und ihrer alten Vespa widme.
Ein kleiner Reim fiel mir nachts
auf dem Heimweg ein.
Heisse Schnitten auf Vespaschlitten,
verspeisen gern Fritten und
zeigen ihre wunderschön
geschwungenen Taillen und Lippen.
(Juni 2006)

Von der Unmöglichkeit, Abschied nehmen zu können

Sie: „Werden wir gute Freunde bleiben?“ Er: „Niemals, unter keinen Umständen werde ich ein guter Freund von dir sein.“
Sie „Wenn wir jetzt miteinander schlafen, werde ich mich morgen den ganzen Tag mies fühlen.“ Er: „Damit kann ich leben.“
Zitate aus dem Dialog eines Mannes und einer Frau, die sich in einem Hotelzimmer wiedertreffen. Aus dem Film „Darjeeling Limited“ und dazu hier eine Kritik.

23.01.2008

Once - aus Liebe zur Musik

"Once" (Irland, 2006): Die zwei können (nicht nur) ein Lied davon singen... in diesem Großstadtmusical vom Verlassenwerden und Verlassensein. Er (Glen Hansard - auch Sänger und Gitarrist der irischen Band The Frames) singt sich in den Fussgängerzonen Dublins und in seinem trostlosen Zimmer die Seele aus dem Leib, weil ihn seine Freundin mit einem anderen betrogen hat und er über diese Schmach nicht anders hinwegkommt, als sich von ihr zu trennen und in seine Heimatstadt zurückzukehren, wo er seinen Vater bei der Reparatur von Staubsaugern unterstützt und er sich ganz dem musikalischen Liebesschmerz hingeben kann. Sie (Marketa Irglova) ist eine talentierte tschechische Klavierspielerin, die sich als alleinerziehende Mutter mit dem Verkauf von Blumen und Zeitschriften, sowie Putzjobs über Wasser halten muss. Und nun geschieht, was geschehen muss, die beiden treffen sich, während er eines seiner herzzerreißenden Lieder singt und sie merken, dass sie die Musik und der Schmerz über die unerfüllt gebliebenen Liebe verbindet.
Sie ergänzen sich also ganz wunderbar, er hat nun jemanden, dem er seine Lieder vorspielen kann, und der diese auch hören will und sie findet zu ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Klavierspielen, zurück. Sehr schön finde ich die Szene, in der sich beide in der Klavierabteilung eines Instrumentengeschäftes treffen und dort ihren ersten gemeinsamen Song spielen. Dabei habe ich mir aber auch gewünscht, den Film in der Originalsprache zu sehen. Es treffen sich also leidender Künstler und empathische Muse und wir sehen im Film, wie sie ein paar Strassenmusiker zusammensammeln, ins Studio gehen und die Songs ihres (bisherigen) Lebens aufnehmen. Alle, die sie treffen, glauben natürlich an das Talent der beiden, sowohl sein Vater, als auch der erst eher skeptische Tontechniker des Musikstudios, in dem sie ihre Songs einspielen. Er wird nach dieser Session nach London gehen, wo er seinen Traum, ein professioneller Musiker zu werden, verwirklichen will und sie gewinnt ihren alte Liebe zurück und bleibt sich trotzdem treu, weil sie sich weiter dem Klavierspielen hingeben kann. Es ist also nicht nur Film über die Zuneigung zwischen zwei Menschen, sondern ein Film über die Liebe zur Musik, die, wenn man an ihr festhält und an sie glaubt, auch die ganz persönlichen Lebensträume (Musikerkarriere bei ihm und Familienzusammenführung und Talent ausleben bei ihr) wahr werden lässt. Once funktioniert mit sehr wenig Dramaturgie, was sowohl seinen Charme, als auch seine Schwäche, neben den fast stetig unscharfen Bilder, ausmacht. Ihre Gefühle und Eindrücke drücken die sympathischen Protagonisten zu oft mit "ist ja cool" oder "grossartig" aus und ihre Blicke bleiben dabei seltsam unbestimmt. Meine Wertung: 4/7.
Die Songs im Film sind wichtiger Bestandteil der minimalen Handlung in Once, darum empfehle ich mal in den Soundtrack reinzuhören. Marketas Stimme kann leider nicht wirklich überzeugen und so bleiben besonders die Duette von Hansards eindringlicher, aber sich manchmal auch zu bemüht quälenden Stimme geprägt. Mit der CD The Swellow Season, die die beiden auch gemeinsam aufgenommen haben, und von der einige Songs wiederum im Soundtrack für Once erscheinen, habe ich eine wunderbare, leicht verdaubare Musik für liebeskummernde Stunden gefunden. Verwiesen sei auch noch auf die Ähnlichkeit der Songs mit denen des irischen Sängers Damien Rice, deren Vergleich sich beim Hören unweigerlich aufdrängt. Damien Rice gibt sich in seinen allerdings Songs noch zerrissener, geht tiefer in seinen Schmerz und zeigt die wechselvollen Gefühle in Liebesbeziehungen noch deutlicher auf und im Duett mit der grandiosen Lisa Hannigan entstehen damit Songs über die Sehnsüchte, das Unmögliche und das Unvereinbare in der Liebe. Dabei ist der ausgedrückte Liebesschmerz nie Selbstzweck, sondern reflektierte Auseinandersetzung mit sich selbst.

Der Filmtrailer:
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Und hier noch eine etwas ausführlichere Kritik zum Film, der ich mich nur anschliessen kann.

18.01.2008

Für alle, die sich bewegen möchten

Kauf dir ein Säckchen voll Blei
Binds an mein Bein
Und wirf mich hinein
In den See deiner Wünsche
Und sieh zu wie ich versink
Verbring dann den Tag
Mit dem Kämmen deiner Haare

Kauf dir ein Halsband aus Samt
Leg es mir um
Und führ mich herum
Im Gestrüpp deines Denkens
Und sieh zu wie ich mich verhak
Verbring dann den Tag
Mit dem Feilen deiner Nägel

Kauf dir einen Ofen aus Glas
Heize ihn ein
Und leg mich hinein
In das Feuer deines Zornes
Und sieh zu wie ichs ertrag
Verbring dann den Tag
Mit dem Reiben deiner Augen
Doch warte nicht
Warte nicht zu lang
(Text Element of Crime von ihrem Album: "Weisses Papier")

02.01.2008

Entdeckung im Oderbruch

Ich war am Neujahrstag im Oderbruch. Sowohl die Wetter-, als auch meine Gemütslage waren ganz trostlos und drückten meine Stimmung. Es war trüb, nass-kalter Wind wehte und liess meine Hände und mein Gesicht frieren, es regnete und schneite etwas und kaum eine Menschenseele war unterwegs. Ich habe aber in Gross Neuendorf, einem Kaff an der Oder, nahe der polnischen Grenze, einen kleinen jüdischen Friedhof und eine ehemalige Synagoge entdeckt und war darüber ganz überrascht. Die Synagoge ist heute ein Wohnhaus. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderst wurde die jüdischen Gemeinde Letschin/Gross Neuendorf von einem orstansässigen Kaufmann gegründet und zählte in den 1880er Jahren ca. 14 Mitglieder. Die ehemalige Synagoge, die zwar über zahlreiche Wegweiser ausgezeichnet ist, habe ich nur schwer finden können. Auf meinem Rückweg vom Friedhof sah ich an der Rückseite eines Hauses die spitzbögigen Fenster. Während der Pogrome gegen jüdische Einrichtungen 1938, wurde die Synagoge nicht zerstört. Wahrscheinlich, weil das auch die umliegenden Wohnhäuser gefährdet hätte und der letzte Gottesdienst 1910 abgehalten wurde. Ich lief dann noch ein Stück auf dem Oderdeich entlang und hatte das Gefühl, ins Nirgendwo zu gehen. Es war ein merkwürdiger Tag... und es gab auch keine Möglichkeit in diesem Ort in ein Wirtshaus zu gehen und sich bei einem warmen Kaffee aufzuwärmen. Ich fühlte mich so verdammt brandenburg.