25.03.2011

NZ-Export

Die neuseeländische Electro-Pop-Band The Naked and the Famous ist derzeit viel im Bandbus unterwegs und möchte nun auch im Rest der Welt gross rauskommen. Und will man das den fünf Mitgliedern der 2008 gegründeten Band verdenken?  Wohl kaum, denn 2010 hatten die fünf Neuseeländer in ihrer Heimat sowohl mit der Single "Young Blood", als auch mit ihrem Debütalbum "Passive Me, Aggressive You" Riesenerfolge und belegten die Spitze der neuseeländischen Charts, was wohl in den letzten Jahrzehnten kaum einer Band in Neuseeland gelang. Und ja, die Songs der Band haben durchaus Ohrwurm-Potential. Es wird mit diversen musikalischen Einflüssen gespielt und experimentiert, diese reichen von Passion Pit, MGMT bis The Kills, sind mal rockig, mal electro-folkig und wollen dem Hörer wohl beweisen, welche Musik die fünf Bandmitglieder selbst verehren. Allerdings gibt es auch einige Reminiszenzen an einen platten 80er Jahre Sound, der mir hier so gar nicht munden mag und sehr nach Mainstream schmeckt. Ich bin gespannt, ob es die Band schafft, einen für sich typischen Stil herauszuarbeiten und damit weiter erfolgreich zu bleiben. Auch wenn nicht alles auf ihrem Erstlingswerk überzeugen mag, die Vielseitigkeit ihres musikalischen Ausdrucksvermögens und die toll gemachten Musikvideos gefallen mir. TNATF sind gerade weit weg von zu Hause und auf Tournee in Europa und bald auch in den USA. Über die Live-Qualitäten der Band kann man sich also unter anderem im Lido in Berlin am 29.3. und im Knust in Hamburg am 30.3. überzeugen. Zur TNATF Homepage


Wunderschöne Live-Session von "The Sun" im neuseeländischen Fernsehen:

17.03.2011

Melancholisches zur Nacht VII

Diesen Beitrag für MzN habe ich unlängst beim Flaneur entdeckt und bedanke mich zutiefst bei ihm.  Denn den Song "Endlessly" habe ich nun schon 4, 8, 10 mal gehört und bin wie hypnotisiert und kann bei den ambient-minimalistischen Pianoklängen fast alles um mich herum vergessen: Musik zum Hineinfallen und Wegträumen. Hinter Antonymes verbirgt sich der britische Künstler Ian Hazeldine. "Endlessly" kommt demnächst auch auf CD und zwar mit dem am 21.04.2011 erscheinenden Album "The Licence To Interpret Dreams", das bei Hidden Shoal Recordings veröffentlicht wird.
Then you listen. He said, “what I’m trying to do is something I love, what I like, and what I think I need, to fill this particular space, and no other.” Someone said, to this day I cannot free myself from the sombre glow of the music.
Antonymes - 'Endlessly' from Hidden Shoal Recordings on Vimeo.

16.03.2011

Schwarz-gelbe Janusköpfe

Es müssen erst in Japan Atommeiler in die Luft fliegen um die deutsche Regierung zu einem Umdenken in der Atompolitik zu bewegen, das wahrscheinlich auch nur ein parteipolitisches Wahlmanöver ist. Nun heisst es plötzlich von Merkel und Röttgen:
"Wir haben eine neue Lage." "Wir haben eine neue Situation." "Wir haben neue Erkenntnisse." bla, bla, bla ...
Ach, so? Gehen nicht seit Jahrzehnten engagierte Menschen in Deutschland auf die Strassen um gegen Atomkraft zu protestieren und vor ihren Gefahren zu warnen und diese im Vorfeld einer Katastrophe zu verhindern? Hoffentlich gehen dieser Regierung bald die - nicht nur aus Kernreaktoren gespeissten - Lichter aus!
Update, 17.03.11: Herr Augstein hat sich dazu auch seine Gedanken gemacht. Lesen!

13.03.2011

Stop Radioaktivität!

Zerstörte Reaktorblöcke 1 und 3 des Kernkraftwerks Fukushima Eins in Japan.
 Weil Atomenergie NIE sicher sein wird!

"Tschernobyl, Harrisburg, Sellafield, Hiroshima
Stop Radioaktivität
Weil 's um unsere Zukunft geht
Strahlentod und Mutation
Durch die Schnelle Kernfusion"
Kraftwerk - Radioaktivität

09.03.2011

Schnellimpfung to go

The Vaccines
07.03.2011 im Comet-Club/Berlin
Ein Konzertbericht

Eine Impfung kurz und schmerzlos zu überstehen, darüber freut sich jeder Impfling. Von einem Konzertabend habe ich allerdings ganz andere Vorstellungen. Zumal, wenn sich eine Indie-Rockband aus England angekündigt hat, die sich mit einem Konzert im Comet Club dem Berliner Publikum vorstellen möchte. Die im Juni 2010 gegründete Band The Vaccines aus London hat es bei den BBC-Hörern unter die Top 5 der vielversprechendsten Newcomer-Musiker geschafft, denen 2011 der Durchbruch gelingen könnte. Und das, nach nur einer veröffentlichten Single im November 2010. Die ging aber so gut ins Ohr, dass wieder mal die Hypemaschine angeworfen wurde und dem kurz vor der Veröffentlichung stehenden Album entgegenfiebert wird. Die Erwartungen sind also dementsprechend hoch an diesem Abend und das Konzert ist ausverkauft, obwohl mir der ja eher kleine Comet-Club nicht sonderlich voll erscheint. Das gut gelaunte Publikum ist bunt gemischt, die Bandbreite der Besucher reicht vom typischen Indiemusikszenegänger,  der kein Konzert auslässt, tanzfreudigen jungen Frauen und bebrillten Mitvierzigern, dazwischen natürlich auch ein paar junge Engländer und Spanier.
Als Vorband steht die Rockband 206 (@Myspace) aus Leipzig auf der Bühne. Die überraschte mit geradlinig-krachigem Garagenrockstücken von ihrem bald erscheinenden Album “Republik der Heiserkeit” und sangen deutsche Texte mit dringlicher Botschaft, was auch wirklich gut rüber kam. Danach kamen die vier Mitglieder von The Vaccines nach einer 15 minütigen Umbaupause ohne viele Worte, die dann aber auf deutsch, auf die Bühne. Sänger Justin Young musterte das Publikum unentwegt mit bemüht starrem Blick, der dann aber doch die ganze Zeit ins Nichts zu blicken schien. Mich erinnerte dieser Gesichtsausdruck an eine Fotoserie mit Kindern, die beim Fernsehgucken fotografiert wurden, alle hatten glanzlose, leere Augen, die völlig apathisch auf die Mattscheibe blickten. Nach etwa vier Songs machte dieser merkwürdige Blick meiner Begleitung immer mehr Angst und ich dachte mir, naja, der wird uns bestimmt gleich was erzählen, um sich locker zu machen. Es folgte aber nur die kurze Ansage, dass man das erste Mal in Berlin ein Konzert gäbe.  Und das war dann auch die letzte Ansprache an das Publikum und Young hielt den schon benannten Augenblick bis Konzertende durch! Dabei sang er atemlos mit viel Hall auf der Stimme zu den sehr kurzen Stücke der Band. Musikalisches Stil-Vorbild von The Vaccines sind die frühen Ramones, irgendwie auch ein bisschen The Jesus & Mary Chain und ganz viel Surferrock der 60er Jahre, gepaart mit hymnischer Gitarrengbegleitung. Neben den aus dem Internet und Radio bekannten Liedern, die durchaus Ohrwurmcharakter haben wie das oldschool-rockige, sich mit vielen "Hey! Hey! Heys!" in den Gehörgang bohrende 90 Sekunden-Stück "Wreckin' Bar (Ra Ra Ra)" - und zu Körperzuckungen anregten, kamen mir die restlichen acht Songs eher uninspiriert, redundant und überraschungsarm vor.

 
Schon nach gut einer halben Stunde gingen alle Bandmitglieder ohne sich grossartig zu verabschieden und ohne eine Zugabe zu spielen so zügig von der Bühne, als ob der Bandbus vor der Tür stünde und huppend die baldige Abfahrt ankündigt. Das Publikum, merklich perplex, fragte sich, ob das alles gewesen sein soll, aber protestierte nicht weiter. Das waren sie nun, die Überflieger aus UK. Kurz und schmerzlos wollten sie uns mit ihren elf kurzen Songs impfen, aber wogegen eigentlich? Vielleicht, dass Rock’n’Roll keine Attitüde benötigt und auch nicht die Anerkennung des Publikums? Dass der Gitarrenrock aber genau davon zehrt zeigen uns viele andere Indie-Rock-Bands, die bei Konzerten auch mehr Spass machen. Für ihre Liveperformance gibt es von mir für The Vaccines also keine Impfempfehlung! "What Did You Expect From The Vaccines?" fragt der Titel des am 21.03.2011 erscheinenen Debüt-Albums. Eindeutig mehr!
Noch am Rande: Nach diesem enttäuschenden Blitzauftritt tranken wir noch ein Bier und quatschten. Aber keine halbe Stunde später gingen die grellen Neondeckenlichter an und wir und weitere 25 Leute im Raum wurden sehr entschieden zum baldigen Verlassen des Clubs aufgefordert. Das zweite Mal war ich nun perplex an diesem Abend. Dieser ganze Konzertabend stand wohl unter dem Motto: "Bitte nicht stehenbleiben, gehen sie weiter!". Dass sich sowohl die Band, als auch die Veranstalter so kurz angebunden und publikumsscheu zeigten, hatte ich nicht erwartet und empfand es als ärgerlich.

Der Auftritt in Paris hat dem Indie-Quartett sichtlich mehr gefallen

05.03.2011

Melancholisches zur Nacht VI

"He only takes
and feeds his lowest needs
looks into a book he doesn't read
she said, he spent
too long time on his own
he used to
want you
to be close

He's never where he's at
tell him you're there
whenever he shows up"


Raz Ohara And The Odd Orchestra "Where you at"

RAZ OHARA AND THE ODD ORCHESTRA - WHERE YOU AT - APPARAT REMIX - OFFICIAL MUSICVIDEO from Antje Taiga on Vimeo.

02.03.2011

Emotional Rollercoaster

Eine Warnung vorweg: die Musik der hier vorgestellten Elektropop-Band Chapeau Claque ist nichts für romantisch behinderte Menschen. Alle anderen sollten weiterlesen! 

Begab sich Maria Antonia Schmidt, Songschreiberin und Sängerin der Erfurter Band Chapeau Claque, mit dem letzten Album "Fabelweiss" (2008) in eine fantastische Welt voller Geheimnisse und verschlungener Traumpfade, so ist das neue Album "Hab & Hut" ein Lieder-Setzkasten mit diversen Gemütsbeschreibungen. Darin enthalten sind fröhlich arrangierte, aufgekratzte Songs ("Platte an", "Schöner Moment", "Pale Blue"), tieftraurige Beziehungs-Balladen ("Fingerhüte", "Das", "Versunken"), sowie Lieder über die Vertracktheit der Liebe ("Menschenfresser", "Womit") und die Unbilden des Lebens ("Silhouetten", "Knallt ein Spatz", "Schlosshund"). Chapeau Claque sind mit ihrem dritten Album reifer geworden, ohne die Verspieltheit und die aufgedrehte Lebendigkeit verloren zu haben, die die beiden früheren Alben auszeichnen. So ist die Band der "Welt des Erwachsenseins" - vor der sich alle Träumer und Romantiker fürchten, weil sie Enttäuschungen bereithält, die schmerzhafte Spuren an Seele und Gemüt hinterlassen - nicht nur musikalisch ein Stück näher gekommen, auch die Texte der neuen Stücke sind ernster geworden. Sängerin Maria Antonia, deren wunderschöne, hell-warme Stimme den Hörer über weite Teile des Albums in einen emotionalen Sog zieht, beschäftigt sich nun mehr auf traumtänzerische und tiefsinnige Weise mit den Erfahrungen, die bleiben, wenn etwas endet oder desillusioniert wird (wie Beziehungen, Sehnsüchte, Träume) und wirft Fragen auf, wie nun mit den resultierenden Enttäuschungen etwas Neues begonnen werden kann? Denn wer sich aus seinen romantisch-verträumten Vorstellungen ins echte Leben wagt, der wird aus den Begegnungen mit Menschen, die einem nahestehen, die einem vertraut sind, die immer fremd bleiben und, die einen verlassen werden, Erfahrungen machen, die tiefe emotionale Spuren hinterlassen. Daraus entstehen Freude und schöne Erinnerungen, aber auch Verletzungen und viele Tränen. Welche Träume und Hoffnungen haben sich erfüllt und warum gingen einige nicht in Erfüllung? Und vielleicht konnten Wünsche und Träume auch deswegen nicht in Erfüllung gehen, weil es eigentlich Kopfgespinste sind, von denen wir uns nicht trennen können (oder wollen) und die vielleicht nur in der Welt der Träume und Fantasie eine Daseinsberechtigung haben? Bei allen Niederlagen und Enttäuschungen, Erwachsensein bedeutet wohl genau diese Spannung akzeptieren zu können und trotzdem nicht den Mut und die Lebensfreude zu verlieren. Und genau diese Entwicklung und Gratwanderung zwischen unbekümmerter Lebensfreude und tiefgründiger Empfindsamkeit zeigen Chapeau Claque in vielen ihrer schwerelos komponierten Songs und deshalb schätze ich diese Band dermaßen. Also dann, "die Augen weit geschlossen" und sich auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle einlassen!
Chapeau Claque - romantisch ver-rückt und fröhlich
Nach einem gelungenen Tourneeauftakt im gut besuchten Lido am 24.02.2011 in Berlin sind Chapeau Claque weiterhin auf Tournee durch Deutschland. Neben den auch live sehr gut funktionierenden Arrangements der Musik, hätte die tolle Stimme  von Frontfrau Schmidt allerdings etwas mehr Volumen vertragen. Zudem ist mir beim Konzert der hübscheste Bauchnabel Thüringens aufgefallen ;-) und so eine "absolute Mädchenband", wie ein Bandmitglied nach dem Auftritt leicht verlegen und entschuldigend bemerkte, stand doch da gar nicht auf der Bühne! Es darf also weiterhin getanzt und endlos geträumt werden mit Chapeau Claque und ich wünsche den fünf sympathischen Musikern viele volle Häuser und immer ein tolles Publikum.