23.01.2008

Once - aus Liebe zur Musik

"Once" (Irland, 2006): Die zwei können (nicht nur) ein Lied davon singen... in diesem Großstadtmusical vom Verlassenwerden und Verlassensein. Er (Glen Hansard - auch Sänger und Gitarrist der irischen Band The Frames) singt sich in den Fussgängerzonen Dublins und in seinem trostlosen Zimmer die Seele aus dem Leib, weil ihn seine Freundin mit einem anderen betrogen hat und er über diese Schmach nicht anders hinwegkommt, als sich von ihr zu trennen und in seine Heimatstadt zurückzukehren, wo er seinen Vater bei der Reparatur von Staubsaugern unterstützt und er sich ganz dem musikalischen Liebesschmerz hingeben kann. Sie (Marketa Irglova) ist eine talentierte tschechische Klavierspielerin, die sich als alleinerziehende Mutter mit dem Verkauf von Blumen und Zeitschriften, sowie Putzjobs über Wasser halten muss. Und nun geschieht, was geschehen muss, die beiden treffen sich, während er eines seiner herzzerreißenden Lieder singt und sie merken, dass sie die Musik und der Schmerz über die unerfüllt gebliebenen Liebe verbindet.
Sie ergänzen sich also ganz wunderbar, er hat nun jemanden, dem er seine Lieder vorspielen kann, und der diese auch hören will und sie findet zu ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Klavierspielen, zurück. Sehr schön finde ich die Szene, in der sich beide in der Klavierabteilung eines Instrumentengeschäftes treffen und dort ihren ersten gemeinsamen Song spielen. Dabei habe ich mir aber auch gewünscht, den Film in der Originalsprache zu sehen. Es treffen sich also leidender Künstler und empathische Muse und wir sehen im Film, wie sie ein paar Strassenmusiker zusammensammeln, ins Studio gehen und die Songs ihres (bisherigen) Lebens aufnehmen. Alle, die sie treffen, glauben natürlich an das Talent der beiden, sowohl sein Vater, als auch der erst eher skeptische Tontechniker des Musikstudios, in dem sie ihre Songs einspielen. Er wird nach dieser Session nach London gehen, wo er seinen Traum, ein professioneller Musiker zu werden, verwirklichen will und sie gewinnt ihren alte Liebe zurück und bleibt sich trotzdem treu, weil sie sich weiter dem Klavierspielen hingeben kann. Es ist also nicht nur Film über die Zuneigung zwischen zwei Menschen, sondern ein Film über die Liebe zur Musik, die, wenn man an ihr festhält und an sie glaubt, auch die ganz persönlichen Lebensträume (Musikerkarriere bei ihm und Familienzusammenführung und Talent ausleben bei ihr) wahr werden lässt. Once funktioniert mit sehr wenig Dramaturgie, was sowohl seinen Charme, als auch seine Schwäche, neben den fast stetig unscharfen Bilder, ausmacht. Ihre Gefühle und Eindrücke drücken die sympathischen Protagonisten zu oft mit "ist ja cool" oder "grossartig" aus und ihre Blicke bleiben dabei seltsam unbestimmt. Meine Wertung: 4/7.
Die Songs im Film sind wichtiger Bestandteil der minimalen Handlung in Once, darum empfehle ich mal in den Soundtrack reinzuhören. Marketas Stimme kann leider nicht wirklich überzeugen und so bleiben besonders die Duette von Hansards eindringlicher, aber sich manchmal auch zu bemüht quälenden Stimme geprägt. Mit der CD The Swellow Season, die die beiden auch gemeinsam aufgenommen haben, und von der einige Songs wiederum im Soundtrack für Once erscheinen, habe ich eine wunderbare, leicht verdaubare Musik für liebeskummernde Stunden gefunden. Verwiesen sei auch noch auf die Ähnlichkeit der Songs mit denen des irischen Sängers Damien Rice, deren Vergleich sich beim Hören unweigerlich aufdrängt. Damien Rice gibt sich in seinen allerdings Songs noch zerrissener, geht tiefer in seinen Schmerz und zeigt die wechselvollen Gefühle in Liebesbeziehungen noch deutlicher auf und im Duett mit der grandiosen Lisa Hannigan entstehen damit Songs über die Sehnsüchte, das Unmögliche und das Unvereinbare in der Liebe. Dabei ist der ausgedrückte Liebesschmerz nie Selbstzweck, sondern reflektierte Auseinandersetzung mit sich selbst.

Der Filmtrailer:
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Und hier noch eine etwas ausführlichere Kritik zum Film, der ich mich nur anschliessen kann.

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