22.11.2010

Happy Birthday, Terry Gilliam!


Gilliam mit Don Quijote: Lost in La Mancha
Der von mir extremst vererehrte Visionär und Filmemacher Terry Gilliam wird heute 70 Jahre alt. Er gehört zu den Mitbegründern der britischen Comedygruppe Monty Python und hat sich zunächst als Animationsfilmer eine treue Fangemeinde aufgebaut. Bei Monty Phytons "Die Ritter der Kokosnuss" führte er 1975 das erste Mal Regie bei einem Langfilm und agierte auch als Autor und Darsteller in den Phyton-Filmen mit. Seine danach entstandenen, eigenständigen Spielfilme "Time Bandits", "Brazil", "Die Abenteuer des Baron Münchhausen", "12 Monkeys" und "Tideland" haben mich zutiefst beeindruckt. "Brazil" ist für mich der wichtigste Film - sowas wie mein Lieblingsfilm, oder vielleicht sogar Schlüsselfilm, den ich nicht mir, sondern der sich mich ausgesucht hat. Inhaltlich geht es grob umrissen um das Schicksal des unbedeutenden Archivbeamten Sam Lowry, der in einem autoritären Zukunfststaat lebt und sich aus seinem grauen, traurigen Alltag in seine heroischen Träumen flüchtet, bis er der Frau seiner Träume wirklich begegnet und sich daraufhin eine Kette unheilvoller Ereignisse abspult. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mich fühlte, als ich - Anfang der 90er Jahre - das erste Mal diesen verstörenden, dystopischen Film sah. Danach war ich völlig paralysiert und starrte sprachlos auf den mit brasilianischen Sambarhythmen unterlegten Filmabspann. Ich war innerlich aufgewühlt und verwirrt von diesem visuellen Alptraum und fragte mich: 'Wie brachte es dieser Film gerade fertig, mir meine Vergangenheit, Gegenwart und wahrscheinlich  auch meine Zukunft so treffend zu spiegeln?' In den nächsten Monaten und Jahren sah ich mir den Film wieder und wieder an, jedes mal tief bewegt und ich entdeckte immer wieder neue Details, Bezüge und Anspielungen. "Brazil" wurde so etwas wie die visuelle Filmlandschaft meiner Gefühle. Ein Film, dessen metaphorische Bilder zum Entdecken und Interpretieren einladen und das auch noch nach dem vierten oder fünften Mal des Anschauens. Die jahrelange Innenschau, die der Film bei mir auslöste und die Frage nach der eigentlichen Aussage des Films, beantworte ich mir heute mit  dem  Zitat  von Adorno: "Es gibt keine richtiges Leben im falschen". Kaum ein anderer Film packte mich jemals wieder so. Leider gehört Gilliam zu den verkanntesten Regisseuren des Filmgeschäfts, der immer wieder Filmprojekte ändern oder aufgeben muss, weil ihm das nötige Vertrauen der Produzenten fehlt oder er die finanziellen Mittel für die Realisierung seiner Filme nicht aufbringen kann. In den Dokumentationen "Lost in La Mancha" und "The Hamster Factor", dem Making of von "12 Monkeys", wird das eindrucksvoll gezeigt. Mit 70 Jahren ist das Leben noch nicht vorbei. Bleib dran Terry! Die nächste Million, die ich verdiene, gehört dir!
Gilliam am Set von "Brothers Grimm"
Sehr viel mehr und wissenswertes über die Filme von Terry Gilliam erfährt man im Buch „Perception is a Strange Thing“ von Harald Mühlbeyer
Gilliam im Cicero-Interview

Büroszene aus dem Film "Brazil" von 1985.

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