15.04.2011

Kopf & Herz am rechten Fleck

Americana-Musik mit Herz & Verstand aus Seattle
Der Radiosender Motor.fm - Apollo sei gepriesen für dessen Existenz - und ein paar Sponsoren luden am gestrigen Donnerstagabend zum exklusiven und kostenlosen Konzert der amerikanischen Indie-Folk-Formation The Head and the Heart ins Ballhaus Mitte in der Chausseestrasse. Ein etwas merkwürdiger und bizarrer Ort für das Konzert einer Indierockband, da dort an Wochenenden Schlager- und Anbahnungspartys stattfinden und die Gäste (eher älteren Jahrgangs) in diesem Etablissement zu Gästen an anderen Tischen, die mit einer nummerierten roten Kugellampe gekennzeichnet sind, Kontakt über Tischtelefon aufnehmen können. Das Konzert-Publikum an diesem Abend  war nun den Umständen entsprechend jünger. Zielgruppe von Motor.fm, über die der Konzerteintritt verlost wurde,  sind ja eher musikbegeisterte Mittzwanziger und solche, die sich noch dafür halten ;-) Der Veranstalter machte auch nicht den Fehler und stopfte den Saal mit Leuten bis zum letzten Platz voll. Das Konzert war gut besucht, aber nicht proppevoll. Der kurzerhand zum Konzertsaal umdeklarierte Ballsaal war in ein angenehm dezentes Licht getaucht. An den burgunderroten Wänden hoben sich helle, bröselige Stuckarbeiten ab, die Bühne ist von einem halbmeter hohen Gitter umgeben und die Rückwand verspiegelt, an der Decke hängt kein schöner, aber sehr grosser Leuchter, an dem eine Diskokugel baumelt. Denn Ballraum durchziehen schmiedeeiserne Gitter, die den Gang zur Bar oder zum Klo zum Hindernisslauf werden lassen. Trotz alledem, die Stimmung und Atmosphäre an diesem Abend gefielen mir gut! Dieses etwas schäbige, doch gemütliche Ambiente aus einer längst vergangenen Zeit, gab dem Auftritt der Band etwas entrücktes und erhabenes. Die Performance der Musiker aus Seattle war spielfreudig und begeisternd, obwohl sich die sechs auf der Bühne mit wenig Platz zufrieden geben mussten. Dieser Umstand war jedoch schnell vergessen und The Hand and the Heart liessen ihrer Kreativität und Spielfreude freien  Lauf. Dieser Funke sprang auch auf das Publikum über, das begeistert mitwippte, gerade bei den flotteren Stücken. Mir gefällt der ideenreiche Songaufbau - begleitet von Violine, E-Piano, Akkustikgitarre, Bass und Schlagzeug - der meist ruhig und langsam beginnt und sich dann in wechseldem Tempo und Dringlichkeit steigert, oder eben wieder mit einem Violinen- oder gefühlvollen Gesangssolo endet. Bei vielen Songs bekam ich grosse Lust in den mehrstimmigen Gesang einzustimmen und selbst ein Instrument in die Hand zu nehmen, um den Rhythmus der Band zu begleiten. Die umwerfenden Songs der Band werden mir noch lange im Kopf bleiben und mich im Herz begleiten. Ich freue mich auf das erste Album von The Head and the Heart, das den Namen der Band trägt und Ende April erscheinen wird. The Head and the Heart, die mit diesem Auftritt ihre Europatour beenden, kommen Ende Juni zurück nach Deutschland als Support von Death Cab for Cutie. Hingehen!


The Head and the Heart play a Spotlight Show in Tacoma.
The Head and the Heart verschenken zwei Songs auf ihrer Website.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hmpf, da hab ich was verpasst...
carofee